Veranstaltung: | 1. Landesrat 2017 |
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Tagesordnungspunkt: | 5. Biodiversität |
Antragsteller*in: | Landesvorstand der GRÜNEN JUGEND Bayern (dort beschlossen am: 16.01.2017) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 16.01.2017, 17:55 |
A5: Nationalparks und Schutzgebiete in Bayern ausbauen!
Antragstext
Besonders schützenswerte natürliche Ressourcen, wie die besondere biologische
Vielfalt, aber auch landschaftliche Besonderheiten, ausgesprochene Schönheit
oder Erholungswert, werden aktuell in definierten Gebieten besonders geschützt.
Sowohl zur Vorsorge als auch zum Schutz gegen zerstörerische Einflüsse werden in
den Gebieten Einschränkungen zum Schutz der Pflanzen und Tiere vorgenommen. Im
Rahmen des Bundesnaturschutzgesetzes können die Bundesländer Schutzzonen
verschiedener Kategorien ausweisen.
Drei Nationalparks für Bayern
Ein sehr weitgehender Schutz ist in Nationalparks möglich. In Bayern gibt es nur
zwei Nationalparks, einen in Berchtesgaden und einen im Bayerischen Wald.
Die GRÜNE JUGEND Bayern unterstützt das Vorhaben, einen dritten Nationalpark im
Jahr 2017 zu schaffen. Perspektivisch müssen allerdings sowohl der Naturpark
Spessart, als auch das Biosphärenreservat Rhön sowie der Steigerwald als
Nationalpark ausgewiesen werden, da alle drei besonders schützenswert und
ökologisch wertvoll sind.
Es bedarf einer sachlichen Debatte mit den Bürger*innen vor Ort, um das Beste
für den Naturschutz zu erreichen. Anders als die CSU, die nach außen hin von
oben pressewirksam einen Nationalpark verspricht, um dann wiederum ihre
Mandatsträger*innen vor Ort die Sympathie der forstnahen Bevölkerung für ihr
Engagement gegen einen Nationalpark ernten zu lassen, stellt sich die GRÜNE
JUGEND Bayern dieser populistischen Ausnutzung eines wichtigen ökologischen
Themas entgegen und fordert, die Bewirtschaftung in besonders schützenswerten
Habitaten einzustellen. Der Freistaat Bayern verfügt mit der Landesanstalt für
Wald- und Forstwirtschaft über eine hervorragend ausgestatte Fachstelle für
Forstangelegenheiten. Diese muss ihr Wissen und ihre Kapazitäten nutzen und in
Kooperation mit dem Landesamt für Umwelt den Schutzbedarf der verschiedenen
Waldflächen Bayerns einschätzen und nachhaltige Maßnahmen einleiten. Ziel aller
Beteiligten muss endlich der größtmögliche Schutz des Schützenwerten,
beispielsweise Jahrhunderte alter (Ur-)Buchen- und Eichenwälder und den Erhalt
der Biodiversität der Pflanzen- und Tierwelt, sein. Die Auszeichnung als
Nationalpark hält die GRÜNE JUGEND BAYERN für einen bedeutsamen Schritt in die
richtige Richtung, ihr müssen aber unverzüglich weitere Schritte folgen.
Über den Stopp der Bewirtschaftung des Staatswaldes durch die Bayerischen
Staatsforsten und die Einstellung der Jagd über die Kernzonen hinaus fordert die
GRÜNE JUGEND Bayern Wiederansiedlungsprogramme für Wolf und Luchs. Ein
Nationalpark bietet ebenfalls Möglichkeiten für Tourismus und regionale
Versorgungsstrukturen sowie für das Schaffen neuer Arbeitsplätze. Diese Chancen
müssen erkannt und gemeinschaftlich genutzt werden, da ein erfolgreicher
Naturschutz nur in enger Kooperation mit der Bevölkerung vor Ort umgesetzt
werden kann, die dazu eher bereit sein sollte, wenn sie von den Bemühungen um
den Naturschutz profitiert oder keine Nachteile erfährt. Deshalb fordert die
GRÜNE JUGEND Bayern einen umfassenden Diskussions- und Aufklärungsprozess über
die Vorteile und Folgen eines Nationalparks, um die Bürger*innen von Beginn an
in den Aufbauprozess miteinzubeziehen.
Weitere Naturparks ausweisen
In Bayern gibt es insgesamt 18 Naturparks. Da in Naturparks wie in vielen
anderen Schutzzonen Bewirtschaftung und menschliche Nutzung stattfindet, bedarf
es unbedingt Managementplänen, die sicherstellen, dass die Schutzziele erreicht
werden. Auch hier ist eine Kontrolle und Evaluierung dringend notwendig.
Naturschutzarbeit und deren wissenschaftliche Begleitung, die in vielen Fällen
von Naturschutzorganisationen übernommen werden, müssen konsequent finanziell
honoriert werden.
Die GRÜNE JUGEND Bayern fordert weitere Naturparks auszuweisen bis mindestens
30% der Landesfläche unter diesem Schutz stehen.
Naturschutzgebiete erweitern
Der weitest gehende Schutz von Natur und Artenvielfalt ist in den 603
Naturschutzgebieten Bayerns möglich. Oft ist dort eine Nutzung untersagt und das
Betreten weitgehend eingeschränkt. Naturschutzgebiete dienen dazu Lebensstätten,
Biotope oder Lebensgemeinschaften wild lebender Tier- und Pflanzenarten zu
erhalten, entwickeln oder wiederherzustellen. Auch wissenschaftliche
Untersuchungen können ein Grund für die Ausweisung sein oder der Schutz
besonderen Eigenart des Gebietes. Naturschutzgebiete machen jedoch nur 2% der
Fläche Bayerns aus. Die GRÜNE JUGEND Bayern spricht sich daher für Erweiterung
der meist sehr kleinen Gebiete aus. Neuausweisungen von Naturschutzgebieten
begrüßen wir ausdrücklich.
Landschaftsschutzgebiete erhalten
Die GRÜNE JUGEND Bayern stellt sich ganz klar gegen jegliche Bestrebungen
Landschaftsschutzgebiete zu annullieren oder sie durch Ausnahmen auszuhebeln. In
vielen Landkreisen werden derartige Bestrebungen regelmäßig in den Kreistagen
behandelt und dürfen nicht weiter praktiziert werden. Da
Landschaftsschutzgebieten vorwiegend dem Erhalt des Erholungswertes, der
Schönheit, Eigenart oder Vielfalt eines Gebietes dienen, sieht die GRÜNE JUGEND
Bayern diese Ausweisung lediglich als ersten Schritt auf dem Weg zu einem
stärkeren Schutz und der Ernennung beispielsweise zu Naturschutzgebieten.
In jedem Bezirk ein Biosphärenreservat
Biosphärenreservate sind von der UNESCO 1971 angestoßene großflächige
Schutzgebiete, die in einer Region ein ökologisches Gleichgewicht herstellen
sollen, indem sie zum Naturschutz auch die sozialen und ökonomischen
Herausforderungen einer Region mitdenken. Jedes Biosphärenreservat hat eine
Schutzfunktion, eine Entwicklungsfunktion und eine Forschungs- und
Bildungsfunktion. Die Biosphärenreservate sind in drei Zonen eingeteilt, eine
naturschutzorientierte Kern-, eine am Landschaftsschutz orientierte Pflege- und
eine sozioökonomisch orientierte Entwicklungszone. Biosphärenreservate sind
aufgrund der ganzheitlichen Nachhaltigkeit, die sie vermitteln, in den Augen der
GRÜNEN JUGEND Bayern eines der bedeutsamsten Naturschutzprojekte, die aber in
Bayern bislang kaum Fuß fassen konnten - abgesehen vom Berchtesgadener Land und
der Rhön. Da Biosphärenreservate die für den Naturschutz und die lokale
Bevölkerung einmalige Chance bieten, mehrere Naturschutz- und
Landschaftsschutzgebiete in einer Region zusammenzuschließen und durch die
Teilnahme an diesem Projekt weltweit zu vernetzen, fordert die GRÜNE JUGEND
Bayern in jedem bayerischen Bezirk ein Biosphärenreservat auszuweisen.
Fauna-Flora-Habitat - Richtlinie konsequent anwenden
Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Gebiete sind besonders schützenswerte Gebiete, die
nach europäischen Richtlinien ausgewiesen werden und in denen besondere Tier-
und Pflanzenarten miteinander leben, die bei der Bewirtschaftung dieser Flächen
geschützt und geschont werden sollen.
Für zahlreiche FFH-Gebiete in Oberbayern und Unterfranken gibt es noch immer
keine Managementpläne. Naturschützer*innen bringen immer wieder erdrückende
Belege bei, die zeigen, wie rücksichtlos die Bayerischen Staatsforsten auch in
FFH-Gebieten wirtschaften anstatt schützen. Die Personalsituation ist viel zu
angespannt, als dass sich die Revierleiter*innen der bayerischen Forstbetriebe
auch noch darum sorgen könnten, welche besonderen Naturschutzmaßnahmen in den
FFH Gebieten durchgeführt werden könnten, die in ihren Revieren ausgewiesen
wurden. Gegenteilig werden auch FFH-Gebiete stark in die wirtschaftlichen
Kalkulationen der Forstbetriebe miteinbezogen. So gibt es für FFH-Gebiete klare
Grenzen, wie viele nichtheimische Arten angesiedelt und gepflanzt werden dürfen.
Das als Anlass zu nehmen, alte Buchenbestände in FFH-Gebieten besonders zu
schützen, wird aber weniger beobachtet als das von forstwirtschaftlicher Seite
versucht wird, so viele Nadelholzarten als möglich, nicht zuletzt die Douglasie,
in FFH-Gebieten großzuziehen, um deren wirtschaftlichen Nutzen rentabler zu
gestalten. Dieser laschen Umgangsweise mit FFH-Gebieten stellt sich die GRÜNE
JUGEND Bayern entschieden entgegen. Solange es keine abgeschlossenen
Managementpläne und klar definierte Naturschutzprojekte für die ausgewiesenen
FFH-Gebiete gibt, fordert die GRÜNE JUGEND Bayern die Bayerischen Staatsforsten
auf, die Bewirtschaftung dieser Waldflächen komplett einzustellen.
Mehr Schutzgebiete im Wald
Es gibt in Bayern 158 Naturwaldreservate mit einer Fläche von rund 7000 Hektar,
in denen keine forstliche Nutzung mehr stattfindet. Biologische Vielfalt kann so
erhalten werden und an einer natürlicheren oder naturnahen Forstwirtschaft
geforscht werden. Darüber hinaus liegen 945.000 Hektar Wald in Naturparken, rund
487.000 Hektar in Landschaftsschutzgebieten, rund 82.000 Hektar in
Naturschutzgebieten und rund 31.000 Hektar in Nationalparken. Rund 449.000
Hektar Wald liegen zusätzlich in Natura 2000-Gebieten. Auch in
Wasserschutzgebieten, Bannwald oder Schutzwald wird Wald geschützt.
Die GRÜNE JUGEND Bayern fordert die Schutzgebiete für Wald stetig zu vergrößern,
da großflächiges unter Schutz stellen erwiesenermaßen den effektivsten Schutz
der Biodiversität und Artenvielfalt ermöglicht. Ausbreitung und die
Wiederentwicklung von natürlichen Abläufen werden so bestmöglich vorangetrieben.
Wildnisanteil erhöhen
Soll konsequenter Artenschutz betrieben werden, ist es wichtig natürliche
Kreisläufe ohne jeglichen Eingriff des Menschen zu ermöglichen. Die GRÜNE JUGEND
Bayern fordert deshalb den Flächenanteil von kompletter Wildnis in Bayern in
Nationalparks, Biosphärenregionen, Naturwaldreservaten Mooren und an
Alpenflüssen merklich zu erhöhen.
Begründung
Erfolgt mündlich.