Leitantrag: | Soziale Berufe: Jetzt aufwerten! |
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Antragsteller*in: | GJ Regensburg + Marlene Schönberger (dort beschlossen am: 19.11.2017) |
Status: | Geprüft |
Eingereicht: | 19.11.2017, 22:01 |
Ä2 zu S-WC3: Soziale Berufe: Jetzt aufwerten!
Antragstext
Von Zeile 84 bis 85 einfügen:
eine Steigerung der Attraktivität der Pflegeberufe, sodass mehr Menschen diesen Beruf ergreifen. Die Ausbildung von Altenpfleger*innen, Kinderkrankenpfleger*innen und Gesundheits- und Krankenpfleger*innen darf nicht, wie momentan geplant, zusammengefasst werden.
Erzieher*innen, Sozialarbeiter*innen, Pflegekräfte in Krankenhäusern und anderen
Einrichtungen, Hebammen und Entbindungshelfer*innen und viele mehr - soziale
Tätigkeiten sind vielfältig und in vielen Berufsbereichen zu finden! Gemeinsam
haben sie, dass dort Arbeit an Menschen verrichtet wird, die oft körperlich und
auch psychisch anstrengend ist. Gleichzeitig wird diese Arbeit oft auch im
Vergleich sehr schlecht bezahlt. Arbeit am Menschen ist enorm wichtig und muss
in der Gesellschaft besser honoriert werden. Geringschätzung und geringe
Bezahlung treffen hierbei überwiegend Frauen*, die in diesen Berufen immer noch
überproportional vertreten sind. Wohl auch aus diesen Gründen fehlen in der BRD
in den sozialen Berufen massenhaft Fachkräfte. Als GRÜNE JUGEND Bayern setzen
wir uns deswegen im Allgemeinen für eine bessere Bezahlung und bessere
Arbeitsbedingungen für soziale Berufe ein. Dennoch möchten wir auf einige Berufe
im Folgenden genauer eingehen.
Kirchlicher Trägerschaft angehen!
Viele Menschen in sozialen Berufen sind in einem Arbeitsverhältnis direkt bei
Kirchen oder Organisationen unter kirchlicher Trägerschaft beschäftigt. Deshalb
unterliegen sie den Besonderheiten des kirchlichen Arbeitsrechts, welches den
Arbeitgeber*innen Möglichkeiten gibt, die im regulären Arbeitsrecht
ausgeschlossen sind. Diese geben den Arbeitgeber*innen unter anderem die
Möglichkeit, Menschen auf Grund der Wahl ihrer Partner*in, wegen Scheidungen
oder fehlender Taufe von Kindern zu sanktionieren. Und das, obwohl diese
Einrichtungen über den Staat finanziert werden. Diese Unrechtmäßigkeit wollen
wir beenden! Daher wollen wir für sämtliche Beschäftigungsverhältnisse jenseits
des Bereichs der Verkündigung das kirchliche Arbeitsrecht abschaffen und so auch
die Schaffung von Betriebsräten ermöglichen und ein Streikrecht verankern. Die
GRÜNE JUGEND Bayern fordert weiter, dass der Staat für ein ausreichendes Angebot
an Einrichtungen in den Bereichen Gesundheit, Pflege und Erziehung sorgt.
Für mehr Sozialpädagog*innen und Sozialarbeiter*innen!
Die sozialen Probleme in unserer Gesellschaft werden immer mehr. Zusätzlich
wurden im Bereich der Asylsozialarbeit viele neue Stellen geschaffen. Vor diesem
Hintergrund zeichnet sich seit mehreren Jahren ein Mangel an Fachkräften im
sozialen Bereich ab. Sozialpädagog*innen und Sozialarbeiter*innen sind gesucht.
Doch die Arbeitsbedingungen müssen dringend verbessert werden, um dieses
Berufsfeld attraktiver zu machen. Wir fordern ein Ende der befristeten
Arbeitsverträge und wie in allen anderen sozialen Berufen höhere Anerkennung und
höhere Entlohnung.
Kindererziehung aufwerten!
Die Erziehung und Betreuung von Kindern in Kindertagesstätten und Kindergärten
gehört zu den wichtigsten Aufgaben gesellschaftlicher Care-Arbeit. Den Kindern,
egal ob Kleinkinder oder in der Vorschule, muss ein gutes und ihrem Alter
angemessenes Betreuungsangebot zur Verfügung gestellt werden. Entscheidend ist
dafür unter anderem der Betreuungsschlüssel also, wie viele Kinder pro
Erziehungsfachkraft betreut werden müssen. Dieser darf auf keinen Fall dadurch
verschlechtert werden, dass nicht ausreichend qualifizierte Hilfskräfte auf ihn
angerechnet werden. Allgemein muss der Schlüssel schrittweise erhöht werden,
insbesondere, wenn Kinder inklusiv betreut werden. Zudem müssen Lösungen für
krankheitsbedingte Ausfälle geschaffen werden. Die GRÜNE JUGEND Bayern fordert
deswegen die Einrichtung eines bayernweiten Springer*innen-Systems, dessen
Erzieher*innen in den Einrichtungen aushelfen, die gerade einen Engpass haben.
Darüber hinaus müssen alle Erziehungsfachkräfte gut und möglichst umfassend
ausgebildet werden. Möglichkeiten zur Weiterbildung müssen jederzeit gegeben
sein. Um die Ausbildung möglichst vielen Menschen zu ermöglichen, fordert die
GRÜNE JUGEND Bayern die Abschaffung von Schulgeldern und Gebühren für die
Ausbildung zur Erziehungsfachkraft oder ähnlichen Berufen wie Kinderpfleger*in.
Mögliche Lücken in der Finanzierung, die dadurch entstehen könnten, sollen von
staatlicher Seite kompensiert werden.
Wie auch für anderen Care-Berufe fordert die GRÜNE JUGEND Bayern, die Bezahlung
für Erzieher*innen deutlich zu verbessern. Die für Kinder geleistete Care-Arbeit
ist zu anstrengend und zu wertvoll, um sie mit einem Hungerlohn zu vergüten:
Care-Arbeit ist mehr wert!
Für ein Update in der Pflege!
Die Situation für Pflegekräfte in Krankenhäusern und Altenpflegeheimen ist oft
nicht einfach. Obwohl es hier natürlich - auch innerhalb der einzelnen
Einrichtungen - um sehr unterschiedliche Tätigkeiten geht, werden dort immer zum
Teil schwerkranke oder anderweitig pflegebedürftige Menschen betreut. Dennoch
werden in vielen Heimen und Krankenhäusern deutlich zu wenig Pflegekräfte
eingesetzt, um alle Bewohner*innen und Patient*innen adäquat betreuen zu können.
Darunter leidet die Qualität der Betreuung und somit auch das Wohlbefinden der
Bewohner*innen. Immer wieder kommt es vor, dass Bewohner*innen in Heimen
regelrecht verwahrlosen. Schuld daran ist insbesondere die Unterfinanzierung des
gesamten Pflege- und Gesundheitssystems. Wo kein Geld ist, kann auch kein Geld
ausgegeben werden. Die GRÜNE JUGEND Bayern fordert deswegen eine deutliche
Verbesserung der Finanzierung der Kranken- und Altenpflege. Hierzu müssen die
Beitragsbemessungsgrenzen der Kranken- und Pflegeversicherung abgeschafft sowie
eine einheitliche Bürger*innenversicherung eingeführt werden. Der Lohn der
Pflegekräfte muss deutlich ansteigen. Zudem muss der Personalschlüssel in
Altenheimen und Krankenhäusern erhöht werden. Bei der Intensivpflege sollte das
Verhältnis ein*e Pflegende*r für zwei Patient*innen nicht überschritten werden.
Auf anderen Stationen kann der Schlüssel je nach individuellem Pflegebedarf der
Patient*innen variieren, sollte jedoch einen Mindeststandard von eins zu zehn
nicht überschreiten. Auch im Nachtdienst muss die Versorgung sichergestellt
werden. Hier sollte keine Pflegefachkraft alleine arbeiten müssen. Von den
Lohnsteigerungen und den Verbesserungen der Arbeitsbedingungen erhoffen wir uns
eine Steigerung der Attraktivität der Pflegeberufe, sodass mehr Menschen diesen
Beruf ergreifen. Die Ausbildung von Altenpfleger*innen, Kinderkrankenpfleger*innen und Gesundheits- und Krankenpfleger*innen darf nicht, wie momentan geplant, zusammengefasst werden.
Insbesondere in dem Bereich der Pflege benötigt es viel Arbeit um die
Psychohygiene der Mitarbeiter*innen sicherstellen zu können. Um tagtäglich dem
Druck der Verantwortung, Stress und extremen Situationen standhalten zu können,
benötigt es professionelle, regelmäßige Supervision. Hier sollen Menschen in
Pflegeberufen bestehende und bisherige Situationen nachbesprechen und
verarbeiten können. Um langfristig in einem Pflegeberuf arbeiten zu können, ist
die Nachbereitung unabdingbar. Dennoch wird die Wichtigkeit der Supervision
unterschätzt oder gar ignoriert. Die GRÜNE JUGEND Bayern fordert deswegen, dass
den Pflegenden durch die Arbeitgeber*innen Möglichkeiten zur Nachbereitung und
Supervision kostenlos zur Verfügung gestellt werden müssen.
Pflegekammer auch in Bayern!
Schon im Jahr 2013 sprach sich eine Mehrheit des Bayerischen Pflegepersonals in
einer Umfrage für die Einführung einer Landespflegekammer auch in Bayern aus.
Trotzdem wurde sie von Seiten der Staatsregierung bis heute noch nicht
realisiert. Die GRÜNE JUGEND Bayern spricht sich für die Einführung einer
Landespflegekammer aus, wie es sie in einigen Bundesländern, zum Beispiel
Rheinland-Pfalz, bereits gibt. Eine Landespflegekammer sollte folgende Aufgaben
haben:
- Die Schaffung einer einheitlichen Berufsethik und Berufsordnung
- Einschreiten bei Missachtung der Berufsethik und Berufsordnung
- Eine Registrierung aller Angehörigen der Pflegeberufe
- Die Beratung des Gesetzgebers, Beteiligung bei Gesetzgebungsverfahren und
Zusammenarbeit mit der öffentlichen Verwaltung, Auslegung gesetzlicher
Bestimmungen, Umsetzung von Gesetzen, Anfertigung von
Sachverständigengutachten
- Förderung, Überwachung und Anerkennung der beruflichen Fort- und
Weiterbildung, Abnahme von Prüfungen, Festlegung von Standards für
Ausbildung und Praxis
- Regelung der Gutachtertätigkeit und Benennung von Sachverständigen
- Schiedsstellentätigkeit zur Beilegung von Streitigkeiten, die sich aus der
Berufsausübung zwischen den Mitgliedern oder diesen und Dritten ergeben
- Erhebung und Auswertung berufsrelevanter Daten
- Öffentlichkeitsarbeit
Durch die Möglichkeit, die eigene Ausbildung mitbestimmen zu können, wird die
effektivste und nutzenreichste Bildung für künftiges Pflegepersonal garantiert,
was sowohl diesen, als auch ihren Patient*innen sehr zugute kommt. Durch die
Möglichkeit, über die Solidarmitgliedschaft des gesamten bayerischen
Pflegepersonals, eine Organisation zu haben, die die Pflegekräfte insgesamt
vertreten kann, bekommen diese eine laute Stimme. Sowohl bei der Gesetzgebung
als auch in Tarifverhandlungen, was zu besseren Arbeitsbedingungen und mehr
Selbstbestimmungsrechten führt.
Die freie Wahl der Geburt sichern - Hebammen und Hebammenausbildung stärken!
Vier von fünf Geburten in Kliniken werden in Bayern von freiberuflichen Hebammen
oder Entbindungspfleger*innen betreut bzw. durchgeführt. Ihre Arbeit, die
Betreuung von Frauen* vor, während und nach der Geburt, ist wichtig für eine
selbstbestimmte und sichere Geburt. Ob im Krankenhaus, Zuhause oder im
Geburtshaus, sie gewährleisten das Recht der Schwangeren auf die im
Sozialgesetzbuch festgeschriebene freie Wahl der Geburt. Allerdings haben
Hebammen und Entbindungshelfer*innen seit Jahren mit Problemen zu kämpfen, die
die Ausübung ihres Berufes immer schwerer machen.
Versicherungsprämien haben inzwischen einen Höchststand erreicht und die
Situation spitzt sich immer weiter zu. Viele Hebammen und
Entbindungshelfer*innen haben deswegen in den letzten Jahren ihren Beruf oder
zumindest die Geburtshilfe aufgeben müssen. In der BRD sollen aber alle Geburten
aus gutem Grund von einer Hebamme oder einem*r Entbindungspfleger*in geleitet
werden. Um diese gesetzliche Vorgabe auch in Zukunft umsetzen zu können, muss
jetzt endlich politisch gehandelt werden! Auch in der Ausbildung ist der
Reformbedarf groß. Viele europäische Staaten haben bereits mit der
Akademisierung der Hebammenausbildung begonnen, hier sehen wir großen
Nachholbedarf.
Die letzte Honorarerhöhung hat die Situation der Hebammen und
Entbindungspfleger*innen etwas verbessert. Auch der Weg hin zu individuellerer
Betreuung Schwangerer in den Kliniken durch freiberuflich tätige Hebammen und
Entbindungspfleger*innen wurde eingeschlagen und muss nun durch weitere Konzepte
der zuständigen Verbände weiterentwickelt werden; auch für Hausgeburten und
häusliche Betreuung müssen Perspektiven aufgezeigt werden.
Um das Problem der zu hohen Versicherungsprämien zu lösen, muss die Haftung
aller im Gesundheitswesen Tätigen in ein öffentlich-rechtliches Haftungssystem
überführt werden. Eine Neubewertung der Abrechnungspauschalen in der
Geburtshilfe ist ebenfalls wichtig. Dabei muss die geleistete Gesamtzeit der
Hebammenbetreuung für jeden Behandlungsfalls berücksichtigt werden. Weiter
dürfen für Hebammen und Entbindungspfleger*innen durch die Durchführung einer
Geburt keine finanziellen Nachteile entstehen.
Mit der Neufassung des Hebammengesetzes muss die Chance genutzt werden, künftig
alle Hebammen und Entbindungspfleger*innen durch ein Studium mit Praxisphasen zu
qualifizieren. Ein Studium auf Bachelorniveau muss schnellstmöglich Realität
werden, denn so kann die selbstständige Arbeit auf hohem Niveau gut ausgebildet
und weiterentwickelt werden. Es muss sofort auf Bundesebene mit der Erarbeitung
der notwendigen Gesetzesänderungen begonnen werden, damit auch in den Bayern
Maßnahmen zur Umstrukturierung der Lehre getroffen werden können. Eine zeitnahe
Umsetzung der entsprechenden EU-Richtlinie ist dringend notwendig. Für
Lehrkräfte müssen angemessene Übergangsregelungen und ausreichende Möglichkeiten
der Nachqualifizierung geschaffen werden.
Es darf nicht sein, dass sich unsere Gesellschaft Hebammen und
Entbindungspfleger*innen nicht leistet. Wir fordern deshalb eine selbstbestimmte
Geburt, eine Umstrukturierung der Ausbildung und einen Fortbestand des
Berufsstands der Hebammen und Entbindungspfleger*innen!
Von Zeile 84 bis 85 einfügen:
eine Steigerung der Attraktivität der Pflegeberufe, sodass mehr Menschen diesen Beruf ergreifen. Die Ausbildung von Altenpfleger*innen, Kinderkrankenpfleger*innen und Gesundheits- und Krankenpfleger*innen darf nicht, wie momentan geplant, zusammengefasst werden.
Erzieher*innen, Sozialarbeiter*innen, Pflegekräfte in Krankenhäusern und anderen
Einrichtungen, Hebammen und Entbindungshelfer*innen und viele mehr - soziale
Tätigkeiten sind vielfältig und in vielen Berufsbereichen zu finden! Gemeinsam
haben sie, dass dort Arbeit an Menschen verrichtet wird, die oft körperlich und
auch psychisch anstrengend ist. Gleichzeitig wird diese Arbeit oft auch im
Vergleich sehr schlecht bezahlt. Arbeit am Menschen ist enorm wichtig und muss
in der Gesellschaft besser honoriert werden. Geringschätzung und geringe
Bezahlung treffen hierbei überwiegend Frauen*, die in diesen Berufen immer noch
überproportional vertreten sind. Wohl auch aus diesen Gründen fehlen in der BRD
in den sozialen Berufen massenhaft Fachkräfte. Als GRÜNE JUGEND Bayern setzen
wir uns deswegen im Allgemeinen für eine bessere Bezahlung und bessere
Arbeitsbedingungen für soziale Berufe ein. Dennoch möchten wir auf einige Berufe
im Folgenden genauer eingehen.
Kirchlicher Trägerschaft angehen!
Viele Menschen in sozialen Berufen sind in einem Arbeitsverhältnis direkt bei
Kirchen oder Organisationen unter kirchlicher Trägerschaft beschäftigt. Deshalb
unterliegen sie den Besonderheiten des kirchlichen Arbeitsrechts, welches den
Arbeitgeber*innen Möglichkeiten gibt, die im regulären Arbeitsrecht
ausgeschlossen sind. Diese geben den Arbeitgeber*innen unter anderem die
Möglichkeit, Menschen auf Grund der Wahl ihrer Partner*in, wegen Scheidungen
oder fehlender Taufe von Kindern zu sanktionieren. Und das, obwohl diese
Einrichtungen über den Staat finanziert werden. Diese Unrechtmäßigkeit wollen
wir beenden! Daher wollen wir für sämtliche Beschäftigungsverhältnisse jenseits
des Bereichs der Verkündigung das kirchliche Arbeitsrecht abschaffen und so auch
die Schaffung von Betriebsräten ermöglichen und ein Streikrecht verankern. Die
GRÜNE JUGEND Bayern fordert weiter, dass der Staat für ein ausreichendes Angebot
an Einrichtungen in den Bereichen Gesundheit, Pflege und Erziehung sorgt.
Für mehr Sozialpädagog*innen und Sozialarbeiter*innen!
Die sozialen Probleme in unserer Gesellschaft werden immer mehr. Zusätzlich
wurden im Bereich der Asylsozialarbeit viele neue Stellen geschaffen. Vor diesem
Hintergrund zeichnet sich seit mehreren Jahren ein Mangel an Fachkräften im
sozialen Bereich ab. Sozialpädagog*innen und Sozialarbeiter*innen sind gesucht.
Doch die Arbeitsbedingungen müssen dringend verbessert werden, um dieses
Berufsfeld attraktiver zu machen. Wir fordern ein Ende der befristeten
Arbeitsverträge und wie in allen anderen sozialen Berufen höhere Anerkennung und
höhere Entlohnung.
Kindererziehung aufwerten!
Die Erziehung und Betreuung von Kindern in Kindertagesstätten und Kindergärten
gehört zu den wichtigsten Aufgaben gesellschaftlicher Care-Arbeit. Den Kindern,
egal ob Kleinkinder oder in der Vorschule, muss ein gutes und ihrem Alter
angemessenes Betreuungsangebot zur Verfügung gestellt werden. Entscheidend ist
dafür unter anderem der Betreuungsschlüssel also, wie viele Kinder pro
Erziehungsfachkraft betreut werden müssen. Dieser darf auf keinen Fall dadurch
verschlechtert werden, dass nicht ausreichend qualifizierte Hilfskräfte auf ihn
angerechnet werden. Allgemein muss der Schlüssel schrittweise erhöht werden,
insbesondere, wenn Kinder inklusiv betreut werden. Zudem müssen Lösungen für
krankheitsbedingte Ausfälle geschaffen werden. Die GRÜNE JUGEND Bayern fordert
deswegen die Einrichtung eines bayernweiten Springer*innen-Systems, dessen
Erzieher*innen in den Einrichtungen aushelfen, die gerade einen Engpass haben.
Darüber hinaus müssen alle Erziehungsfachkräfte gut und möglichst umfassend
ausgebildet werden. Möglichkeiten zur Weiterbildung müssen jederzeit gegeben
sein. Um die Ausbildung möglichst vielen Menschen zu ermöglichen, fordert die
GRÜNE JUGEND Bayern die Abschaffung von Schulgeldern und Gebühren für die
Ausbildung zur Erziehungsfachkraft oder ähnlichen Berufen wie Kinderpfleger*in.
Mögliche Lücken in der Finanzierung, die dadurch entstehen könnten, sollen von
staatlicher Seite kompensiert werden.
Wie auch für anderen Care-Berufe fordert die GRÜNE JUGEND Bayern, die Bezahlung
für Erzieher*innen deutlich zu verbessern. Die für Kinder geleistete Care-Arbeit
ist zu anstrengend und zu wertvoll, um sie mit einem Hungerlohn zu vergüten:
Care-Arbeit ist mehr wert!
Für ein Update in der Pflege!
Die Situation für Pflegekräfte in Krankenhäusern und Altenpflegeheimen ist oft
nicht einfach. Obwohl es hier natürlich - auch innerhalb der einzelnen
Einrichtungen - um sehr unterschiedliche Tätigkeiten geht, werden dort immer zum
Teil schwerkranke oder anderweitig pflegebedürftige Menschen betreut. Dennoch
werden in vielen Heimen und Krankenhäusern deutlich zu wenig Pflegekräfte
eingesetzt, um alle Bewohner*innen und Patient*innen adäquat betreuen zu können.
Darunter leidet die Qualität der Betreuung und somit auch das Wohlbefinden der
Bewohner*innen. Immer wieder kommt es vor, dass Bewohner*innen in Heimen
regelrecht verwahrlosen. Schuld daran ist insbesondere die Unterfinanzierung des
gesamten Pflege- und Gesundheitssystems. Wo kein Geld ist, kann auch kein Geld
ausgegeben werden. Die GRÜNE JUGEND Bayern fordert deswegen eine deutliche
Verbesserung der Finanzierung der Kranken- und Altenpflege. Hierzu müssen die
Beitragsbemessungsgrenzen der Kranken- und Pflegeversicherung abgeschafft sowie
eine einheitliche Bürger*innenversicherung eingeführt werden. Der Lohn der
Pflegekräfte muss deutlich ansteigen. Zudem muss der Personalschlüssel in
Altenheimen und Krankenhäusern erhöht werden. Bei der Intensivpflege sollte das
Verhältnis ein*e Pflegende*r für zwei Patient*innen nicht überschritten werden.
Auf anderen Stationen kann der Schlüssel je nach individuellem Pflegebedarf der
Patient*innen variieren, sollte jedoch einen Mindeststandard von eins zu zehn
nicht überschreiten. Auch im Nachtdienst muss die Versorgung sichergestellt
werden. Hier sollte keine Pflegefachkraft alleine arbeiten müssen. Von den
Lohnsteigerungen und den Verbesserungen der Arbeitsbedingungen erhoffen wir uns
eine Steigerung der Attraktivität der Pflegeberufe, sodass mehr Menschen diesen
Beruf ergreifen. Die Ausbildung von Altenpfleger*innen, Kinderkrankenpfleger*innen und Gesundheits- und Krankenpfleger*innen darf nicht, wie momentan geplant, zusammengefasst werden.
Insbesondere in dem Bereich der Pflege benötigt es viel Arbeit um die
Psychohygiene der Mitarbeiter*innen sicherstellen zu können. Um tagtäglich dem
Druck der Verantwortung, Stress und extremen Situationen standhalten zu können,
benötigt es professionelle, regelmäßige Supervision. Hier sollen Menschen in
Pflegeberufen bestehende und bisherige Situationen nachbesprechen und
verarbeiten können. Um langfristig in einem Pflegeberuf arbeiten zu können, ist
die Nachbereitung unabdingbar. Dennoch wird die Wichtigkeit der Supervision
unterschätzt oder gar ignoriert. Die GRÜNE JUGEND Bayern fordert deswegen, dass
den Pflegenden durch die Arbeitgeber*innen Möglichkeiten zur Nachbereitung und
Supervision kostenlos zur Verfügung gestellt werden müssen.
Pflegekammer auch in Bayern!
Schon im Jahr 2013 sprach sich eine Mehrheit des Bayerischen Pflegepersonals in
einer Umfrage für die Einführung einer Landespflegekammer auch in Bayern aus.
Trotzdem wurde sie von Seiten der Staatsregierung bis heute noch nicht
realisiert. Die GRÜNE JUGEND Bayern spricht sich für die Einführung einer
Landespflegekammer aus, wie es sie in einigen Bundesländern, zum Beispiel
Rheinland-Pfalz, bereits gibt. Eine Landespflegekammer sollte folgende Aufgaben
haben:
- Die Schaffung einer einheitlichen Berufsethik und Berufsordnung
- Einschreiten bei Missachtung der Berufsethik und Berufsordnung
- Eine Registrierung aller Angehörigen der Pflegeberufe
- Die Beratung des Gesetzgebers, Beteiligung bei Gesetzgebungsverfahren und
Zusammenarbeit mit der öffentlichen Verwaltung, Auslegung gesetzlicher
Bestimmungen, Umsetzung von Gesetzen, Anfertigung von
Sachverständigengutachten
- Förderung, Überwachung und Anerkennung der beruflichen Fort- und
Weiterbildung, Abnahme von Prüfungen, Festlegung von Standards für
Ausbildung und Praxis
- Regelung der Gutachtertätigkeit und Benennung von Sachverständigen
- Schiedsstellentätigkeit zur Beilegung von Streitigkeiten, die sich aus der
Berufsausübung zwischen den Mitgliedern oder diesen und Dritten ergeben
- Erhebung und Auswertung berufsrelevanter Daten
- Öffentlichkeitsarbeit
Durch die Möglichkeit, die eigene Ausbildung mitbestimmen zu können, wird die
effektivste und nutzenreichste Bildung für künftiges Pflegepersonal garantiert,
was sowohl diesen, als auch ihren Patient*innen sehr zugute kommt. Durch die
Möglichkeit, über die Solidarmitgliedschaft des gesamten bayerischen
Pflegepersonals, eine Organisation zu haben, die die Pflegekräfte insgesamt
vertreten kann, bekommen diese eine laute Stimme. Sowohl bei der Gesetzgebung
als auch in Tarifverhandlungen, was zu besseren Arbeitsbedingungen und mehr
Selbstbestimmungsrechten führt.
Die freie Wahl der Geburt sichern - Hebammen und Hebammenausbildung stärken!
Vier von fünf Geburten in Kliniken werden in Bayern von freiberuflichen Hebammen
oder Entbindungspfleger*innen betreut bzw. durchgeführt. Ihre Arbeit, die
Betreuung von Frauen* vor, während und nach der Geburt, ist wichtig für eine
selbstbestimmte und sichere Geburt. Ob im Krankenhaus, Zuhause oder im
Geburtshaus, sie gewährleisten das Recht der Schwangeren auf die im
Sozialgesetzbuch festgeschriebene freie Wahl der Geburt. Allerdings haben
Hebammen und Entbindungshelfer*innen seit Jahren mit Problemen zu kämpfen, die
die Ausübung ihres Berufes immer schwerer machen.
Versicherungsprämien haben inzwischen einen Höchststand erreicht und die
Situation spitzt sich immer weiter zu. Viele Hebammen und
Entbindungshelfer*innen haben deswegen in den letzten Jahren ihren Beruf oder
zumindest die Geburtshilfe aufgeben müssen. In der BRD sollen aber alle Geburten
aus gutem Grund von einer Hebamme oder einem*r Entbindungspfleger*in geleitet
werden. Um diese gesetzliche Vorgabe auch in Zukunft umsetzen zu können, muss
jetzt endlich politisch gehandelt werden! Auch in der Ausbildung ist der
Reformbedarf groß. Viele europäische Staaten haben bereits mit der
Akademisierung der Hebammenausbildung begonnen, hier sehen wir großen
Nachholbedarf.
Die letzte Honorarerhöhung hat die Situation der Hebammen und
Entbindungspfleger*innen etwas verbessert. Auch der Weg hin zu individuellerer
Betreuung Schwangerer in den Kliniken durch freiberuflich tätige Hebammen und
Entbindungspfleger*innen wurde eingeschlagen und muss nun durch weitere Konzepte
der zuständigen Verbände weiterentwickelt werden; auch für Hausgeburten und
häusliche Betreuung müssen Perspektiven aufgezeigt werden.
Um das Problem der zu hohen Versicherungsprämien zu lösen, muss die Haftung
aller im Gesundheitswesen Tätigen in ein öffentlich-rechtliches Haftungssystem
überführt werden. Eine Neubewertung der Abrechnungspauschalen in der
Geburtshilfe ist ebenfalls wichtig. Dabei muss die geleistete Gesamtzeit der
Hebammenbetreuung für jeden Behandlungsfalls berücksichtigt werden. Weiter
dürfen für Hebammen und Entbindungspfleger*innen durch die Durchführung einer
Geburt keine finanziellen Nachteile entstehen.
Mit der Neufassung des Hebammengesetzes muss die Chance genutzt werden, künftig
alle Hebammen und Entbindungspfleger*innen durch ein Studium mit Praxisphasen zu
qualifizieren. Ein Studium auf Bachelorniveau muss schnellstmöglich Realität
werden, denn so kann die selbstständige Arbeit auf hohem Niveau gut ausgebildet
und weiterentwickelt werden. Es muss sofort auf Bundesebene mit der Erarbeitung
der notwendigen Gesetzesänderungen begonnen werden, damit auch in den Bayern
Maßnahmen zur Umstrukturierung der Lehre getroffen werden können. Eine zeitnahe
Umsetzung der entsprechenden EU-Richtlinie ist dringend notwendig. Für
Lehrkräfte müssen angemessene Übergangsregelungen und ausreichende Möglichkeiten
der Nachqualifizierung geschaffen werden.
Es darf nicht sein, dass sich unsere Gesellschaft Hebammen und
Entbindungspfleger*innen nicht leistet. Wir fordern deshalb eine selbstbestimmte
Geburt, eine Umstrukturierung der Ausbildung und einen Fortbestand des
Berufsstands der Hebammen und Entbindungspfleger*innen!
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