Veranstaltung: | 54. Landesjugendkongress |
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Tagesordnungspunkt: | TOP 11 Anträge |
Antragsteller*in: | Mathilda Oechslein, Lars Mantel, Kai Frescher, Eva Boyks, Theresa Kunzelmann, Jannis Decker, Alexander Niclas Bohn |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 07.11.2024, 15:22 |
X5: Informationsvielfalt statt Einschränkung: Den ÖRR zukunftsfähig gestalten!
Antragstext
Der Rundfunkstaatsvertrag soll reformiert werden und dabei spezifische
Einschränkungen für Online-Angebote des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR)
beinhalten, die auf sozialen Medien wie Instagram, TikTok und YouTube verbreitet
werden. Diese Einschränkungen betreffen insbesondere kurze Nachrichtenformate,
die gezielt an junge Zielgruppen gerichtet sind und ihnen verlässliche
Nachrichten in ihrem täglichen Umfeld bereitstellen. Die GRÜNE JUGEND Bayern
sieht diese Reform als Gefährdung der Informationsvielfalt und des Zugangs
junger Menschen zu qualitativ hochwertigen Nachrichten.
Hintergrund und Problematik
Studien wie die #UseTheNews-Studie zeigen, dass soziale Medien die wichtigste
Nachrichtenquelle für junge Menschen in Deutschland sind. Etwa 42 Prozent der
Jugendlichen informieren sich regelmäßig über Nachrichten auf Plattformen wie
Instagram und TikTok. Besonders geschätzt werden dabei kurze Formate des
öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR), wie die Tagesschau und funk, die gezielt
auf die Interessen und Gewohnheiten dieser Altersgruppe eingehen. Eine
Einschränkung dieser Formate würde nicht nur die Erreichbarkeit des ÖRR für
junge Zielgruppen schwächen, sondern auch das Risiko erhöhen, dass Jugendliche
auf nicht-verifizierte und kommerziell motivierte Inhalte von privaten Anbietern
ausweichen.
Bedeutung des ÖRR für Demokratie und politische Bildung
Der ÖRR erfüllt eine wesentliche Funktion für die Demokratie und
gesellschaftliche Bildung in Deutschland. Er unterscheidet sich von privaten
Anbietern, da er dem Gemeinwohl verpflichtet ist und unabhängig von
kommerziellen Interessen agiert. Dies stellt sicher, dass Nachrichtenqualität
und gesellschaftliche Relevanz Vorrang haben. Vergleichbare Entwicklungen in
anderen Ländern zeigen, dass die Schwächung öffentlich-rechtlicher Angebote oft
zu einer Zunahme von Fake News und Polarisierung führt.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stößt bereits jetzt fast die Hälfte
der Internetnutzenden in Deutschland auf Fake News. Durch eine Reduktion von
verlässlichen Informationsquellen des ÖRR würde diese Zahl mit hoher
Wahrscheinlichkeit steigen.
Vergleich mit dem Ausland
In vielen anderen europäischen Ländern, wie Großbritannien und Schweden, spielt
der öffentlich-rechtliche Rundfunk eine entscheidende Rolle in der
Medienlandschaft und wird weiterhin als unverzichtbare Informationsquelle
angesehen. Zum Beispiel hat die BBC in Großbritannien eine umfassende Präsenz in
sozialen Medien und bietet spezielle Formate an, die auf junge Menschen
zugeschnitten sind. Trotz finanzieller Herausforderungen bleibt die BBC
bestrebt, qualitativ hochwertige Inhalte bereitzustellen, um die Öffentlichkeit
gut zu informieren.
In Schweden beispielsweise hat der öffentlich-rechtliche Rundfunk (SVT)
erfolgreich digitale Plattformen genutzt, um jüngere Zielgruppen zu erreichen.
SVT bietet eine Vielzahl von Formaten an, die speziell für Jugendliche
konzipiert sind, und hat sich gleichzeitig gegen Versuche zur Einschränkung
seiner Online-Präsenz gewehrt. Die Erfolge dieser Länder im Umgang mit neuen
Medien zeigen, dass eine aktive und flexible Präsenz des ÖRR in sozialen
Netzwerken unerlässlich ist, um die demokratische Informationsversorgung zu
sichern und junge Menschen effektiv zu erreichen.
Forderungen
Die GRÜNE JUGEND Bayern fordert die Rundfunkkommission auf, die geplante Reform
des Rundfunkstaatsvertrags zu überdenken und folgende Punkte zu berücksichtigen:
- Keine Einschränkung digitaler Formate: Der ÖRR muss in sozialen Medien und
auf allen relevanten Plattformen präsent bleiben dürfen.
- Stärkung statt Schwächung des ÖRR: Ausreichende finanzielle und rechtliche
Rahmenbedingungen für eine effektive digitale und jugendorientierte
Informationsbereitstellung.
- Förderung der politischen Bildung: Der ÖRR soll politische Bildung und die
Vermittlung demokratischer Werte aktiv fördern und geeignete Formate
entwickeln.
- Schutz der Unabhängigkeit: Der ÖRR muss unabhängig von privaten Interessen
bleiben und darf nicht durch gesetzliche Einschränkungen benachteiligt
werden, die primär kommerziellen Anbieter*innen zugutekommen.
Begründung
Die geplante Reform gefährdet die wichtige Rolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in der demokratischen Bildung und der Verbreitung unabhängiger Nachrichten. Gerade junge Menschen nutzen soziale Medien und kurze Nachrichtenformate, um sich über gesellschaftliche und politische Entwicklungen zu informieren. Ein Rückzug des ÖRR aus diesen Plattformen könnte die Informationsversorgung junger Menschen erheblich einschränken und sie anfälliger für Desinformation machen.